1927 - 1946

Nicht nur in Delrath, sondern bei fast allen Nachbarorten kam es in den „Goldenen Zwanziger Jahren“, die ja für das Volk gar keine goldenen Jahre waren, zur Gründung von Fußballvereinen. Erstaunlich, waren doch gerade diese Nachkriegsjahre von Hungersnot, Inflation und Arbeitslosigkeit geprägt. Vielleicht kam es gerade deshalb zu diesen Gründungen. Obwohl in Delrath bereits ein Männergesangverein, Kleingartenverein und Kleintierzuchtverein bestanden, fanden sich im Jahre 1927 eine Anzahl Männer ein, um auch noch einen Fußballverein zu gründen. Man lag damit einfach im Trend der Zeit.

Fußball aber wurde bereits 1922 in Delrath gespielt. Ein "wilder Verein" trat mit seiner einzigen Mannschaft nur auf Sportfesten, dort allerdings bereits mit gutem Erfolg, auf. Schon diese erste Delrather Fußballmannschaft spielte in den Farben Blau und Weiß. Immerhin hatten sich die 20 "wilden Kicker" in der Gaststätte Pesch (heute "Zum Ännchen") eine gewisse Satzung gegeben. 1. Vorsitzender war Matthias Schmitz, der Vater des Heinrich Schmitz, der auch für Delrath spielte und die Bahnhofsgaststätte unterhielt. Bei 25 Pfennig Monatsbeitrag war man auf die von Heinrich Hilgers und Matthias Schmitz gestifteten Trikots angewiesen. Zu den Spielen wurde mit dem Rad oder damals ganz vornehm - mit einem Pferdefuhrwerk der Hauderei (Fuhrbetrieb) Hubert Schick gefahren. Alte Delrather Mitbürger werden sich sicher noch an manchen Aktiven des "Ur-SSV" erinnern. Hier ihre Namen, soweit wir sie noch ermitteln konnten: Gottlieb Heuer, Johann Cremer, Josef Püllen, Willi Hilgers, Willi Teusch, Heinrich Teusch, Martin Querbach, Sebastian Michels, Willi Untucht, Hans Michels, Michael Zaum.

Im Vereinsnamen des Sport- und Spielvereins Delrath ist als Gründungsjahr 1927 angegeben. Im Dezember 1927 trat dann der Delrather Fußballverein aus dem "wilden" Dasein in den "zivilisierten" Zustand nach der Zulassung durch den Fußballverband. Am 4. Dezember 1927 wurde im Lokale von Ferdinand Schlüter, nach langer Vorarbeit der beiden Sportler Karl Wyrwich und Friedrich Hübinger, der SSV 1927 Delrath ins Leben gerufen. Zur Gründungsversammlung waren eine stattliche Anzahl von Sportlern der Einladung gefolgt, so daß es zur Gründung kommen konnte.
Gründungsvorstand:

  • 1. Vorsitzender Josef Faßbender
  • 2. Vorsitzender Ferdi Schlüter
  • 1. Geschäftsführer Friedrich Hübinger
  • 2. Geschäftsführer Karl Heuer
  • 1. Kassierer Karl Wyrwich
  • 2. Kassierer Johann Ingermann
  • Fußballobmann Willy Untucht

Zur ersten Generalversammlung legte Josef Faßbender den Vorsitz schon ab; an seine Stelle trat der Platzmeister Joh. Kluth. Nach längeren Verhandlungen zwischen dem Bürgermeister der Stadt Zons, Kirchhoff, und unserem Geschäftsführer Friedrich Hübinger, erhielten wir von der Stadt Zons, auf der Delrather Heide an der Zinkhütte, unseren ersten Sportplatz, der aber zuerst noch von unseren Sportlern zu einem Sportplatz gemacht werden mußte. Die ersten Tore wurden von dem Hüttendirektor Dipl.-Ing. Leppinghaus gestiftet. Bei der Platzeinweihung stellte der SSV Delrath zwei Senioren-, zwei Jugend- und eine Alte-Herren- Mannschaft und das bei ca. 550 Einwohnern. Anfänglich wurden im SSV Delrath auch Leichtathletik und Gymnastik betrieben.

Das erste Spiel der 1. Mannschaft des neugegründeten SSV wurde gegen den Sportverein Roggendorf mit 4: 2 gewonnen. 1933 spielt der SSV Delrath die Meisterschaftsrunde in der II. Bezirksliga Gruppe Düsseldorf.
Da wir uns dem WFV angeschlossen hatten, wurden wir der 2. Bezirksklasse Gruppe Düsseldorf zugeteilt. Delrath konnte sich in dieser Klasse gut behaupten. In einem Kreispokalendspiel unterlag der SSV nur ganz knapp.

Delrather Fußballer, die bis dahin in anderen Vereinen gespielt hatten, schlossen sich sofort dem SSV Delrath an. Für die Fahrten zu den Vereinen über Neuss, Düsseldorf bis ins Bergische Land hinein benutzte man das Fahrrad oder den Zug.

V.r.n.l. Cremer Josef, Brauer Gottfried, Wyrwich Karl, Ingermann Aegidius, Maurer Robert, Schmitz Heinrich, Kirchartz Willi, Engels Adolf, Schneegans August, Münch Peter, Cremer Johann

Der Delrather Sportplatz wurde 1931 in dem Bereich der heutigen Straße „Am Quirinushof“, schräg gegenüber dem Bahnhof, verlegt. Er diente in den 30er Jahren auch als Schützenplatz. Mit Hilfe eines Verbandszuschusses in Höhe von 300 Reichsmark wurden Bretter aus Benrath beschafft und eine zwei Meter hohe Wand an der Straßenseite errichtet. Wer etwas sehen wollte, sollte auch zahlen.

Und es gab außer den Spielen selbst auch manche Kuriosität zu sehen. Bei einem Spiel um die Landkreismeisterschaft gegen Holzheim in Norf z. B. beendete der Holzheimer Torhüter beim Stande von 1: 0 für Delrath fünf Minuten vor Schluß das Spiel durch einen Nadelstich in den Ball. Ein zweiter Ball stand nicht zur Verfügung. Am "grünen Tisch" erhielt Delrath natürlich den Sieg zugesprochen.

Rheinischer Anzeiger vom 20.9.1935: Beim Fußballspiel SV Rosellen gegen SSV Delrath wurde das Spiel beim Stande von 3:0 für Delrath wegen Schiedsrichterbedrohung seitens der Rosellener abgebrochen. Delrath erhielt am „Grünen Tisch“ die Punkte zugesprochen.
Wie jeder Verein, so hat auch der SSV Delrath in seiner Vereinsgeschichte Höhen und Tiefen zu verzeichnen. Um 1930 wurde der Verein durch Unstimmigkeiten zerrissen. "Rebellen" gründeten einen zweiten Fußballverein, den 1. FC Delrath. Vernunft und Zusammengehörigkeitsgefühl siegten aber bald. 

Die "Rebellen" kehrten zum SSV zurück

Einige Fußballergebnisse aus freundschaftlichen Vergleichskämpfen gegen Nachbarvereine:

  • 22.09.1933 SSV Delrath : Spfr. Nievenheim 4:2
  • 06.10.1933 RS Horrem : SSV Delrath 1:3
  • 08.09.1933 Rh. Stürzeiberg : SSV Delrath 2:2
  • 14.02.1936 FC Zons : SSV Delrath 3:4

Das nachfolgende Bild zeigt die Mannschaft des SSV Delrath auf dem ehemaligen Sportplatz am Bahnhof zwischen der Gaststätte Hilgers/Witsch/Zur Schranke und dem heutigen Haus Sticker.

SSV Delrath A-Jugend um 1930 v.l.n.r. Willi Untucht, Fritz Kirchartz, Robert Stanuseck, Mathias Kirchartz, Konrad Schneegang, Willi Grief, Johann Kluth, Heinrich Longerich, Heinrich Cremer, Hans Schneegans, Georg Gundlach, Willi Lützler, Fritz Hübinger
V.l.n.r. Obmann Hermann Hessels, Theodor Rapior, Franz Ritterbach, Johann Cremer, Hubert Sebetzki, Konrad Schneegans, Fritz Kirchartz, Heinrich Cremer, Heinrich Ritterbach, Robert Maurer, Josef Cremer, Fritz Hübinger, Franz Hohmann - sitzend Willi Lützler

1. September 1939 - Der Beginn des 2. Weltkrieges machte auch in die Vereinsarbeit des SSV Delrath einen tiefen Einschnitt. Die sportliche Betätigung erlag vorübergehend ganz. Junge Männer, die gestern noch „Herrlich ist das Fußballspielen“ oder „Blau und Weiß“ gesungen hatten, trugen jetzt eine feldgraue Jacke, statt des Blauweißen Fußballtrikots.

Einige kamen aus dem Kriege nicht mehr zurück, andere wiederum schwer verwundet. Am 05.03.1945 wurde Delrath durch die Amerikaner besetzt und am 07.05.1945 war Kriegsende. Nur 5 Monate später: Schon im Oktober 1945, ergriff Peter Engels wieder die Initiative. Im Gasthaus Linnartz kam der erste Nachkriegsvorstand zustande:

  • 1. Vorsitzender Wilhelm Schmitz
  • Fußballobmann Peter Engels
  • 1. Kassierer An ton Weyer
  • 1. Geschäftsführer Fritz Hübinger
  • Jugendobmann Gottfried Hermkes 

Im Frühjahr 1946 veranstaltete der SSV Delrath die erste Gesellschaftsfeier nach dem Kriege in Delrath überhaupt. Drei Stunden, von 19 bis 22 Uhr, durfte die Vereinsfamilie gesellig beisammen sein. Dann mussten auf Anordnung der Militärregierung die unentgeltlich aufspielenden Musiker Engels und Kollenbroich ihre Sachen packen und die Gäste schleunigst nach Hause gehen.

Bald konnte mit vereinten Kräften ein neuer Sportplatz in der Delrather Heide auf dem Gelände der Zinkhütte errichtet werden (Zwischen Koksberg und Karvittenberg). Die Bedingungen, unter denen zu dieser Zeit gekickt wurde, waren verständlicherweise sehr schlecht. Mit heute kaum noch vorstellbarer Einsatzbereitschaft und großem Idealismus ging man gegen die Schwierigkeiten an. Es gab keine Fußballschuhe und keine Bälle. Für das Sportfest 1947 genehmigte die Generalversammlung 975 Reichsmark für den Kauf eines Balles. In Bonn wurde schließlich ein Ball aufgetrieben. Mit einem für 250 Reichsmark gekauften Stück Leder gelang es dem SSV Delrath, die vereinseigenen Fußballschuhe notdürftig zu reparieren. Die Delrather Fußballer zeigten Humor und sang treffend die Eigenkomposition: „Wulle, wulle, wu - dä janze Fußballclub hät e Paar Schoh.“

1. Mannschaft v.l.n.r.: Franz Longerich, Peter Faßbender, Albert Sebetzki, Willi Schill, Josef Fuchs, Helmut Wyrwich, Stephan Nowicki, Kurt Eisenhut, Jakob Schlangen, Fritz Heuer
Stolz präsentierte sich die 1. Mannschaft in den neuen Trikots bei einem Freundschaftsspiel in Stolberg das mit .2 -3- knapp verloren wurde. V.l.n.r- Fritz Ebert, Josef Fuchs, Josef Wendeier, Toni Haas, Stephan Nowicki, Lambert Blank, Peter Faßbender, Hans Philipp, - knieend: Wilfried Koukoula, Jakob Mai und Helmut Wyrwich